Erweiterte Schwangerschaftsvorsorge:

Ein wichtiger Tipp zu Beginn:

Mittlerweile übernehmen viele Krankenkassen diverse zusätzliche Untersuchungen.
Es lohnt sich immer, mit Eintritt der Schwangerschaft weitere Informationen dort einzuholen.

Die erweiterte Schwangerenvorsorge umfasst Zusatzuntersuchungen wie

A) Die Überprüfung der Immunitätslage der Mutter für Infektionskrankheiten

CMV/Zytomegalie:
Die Zytomegalie ist die häufigste Infektion in der Schwangerschaft (1% der Schwangeren).
Obwohl eine Zytomegalieinfektion bei gesunden Erwachsenen in den meisten Fällen ohne oder mit nur geringen äußeren Krankheitszeichen verläuft, besteht die Gefahr schwerer Schäden beim Fetus und beim Neugeborenen – vor allem bei einer Erstinfektion der Schwangeren.

Ringelröteln:
Komplikationen kann es bei Schwangeren geben, die zuvor nie an Ringelröteln erkrankt sind. In etwa 10-20% dieser Fälle kommt es auch zu einer Infektion des ungeborenen Kindes. Dies kann im schlimmsten Fall zu einer Fehl- oder Totgeburt führt.
Bei einer Infektion des Ungeborenen im Frühstadium einer SS kommt es in etwa 10% der Fälle zum Tod des Kindes.

Toxoplasmose:
Die Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, die durch den Erreger „Toxoplasma gondii“ von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden kann. Eine Infektion erfolgt hauptsächlich durch Katzenkontakt (Katzenkot) oder durch den Genuss von rohem Fleisch (Mett oder Tatar) oder nicht durchgebratenem Fleisch, sowie ungewaschenem Obst, Gemüse und Salat.
In Deutschland haben ca. 45-50% der Frauen im gebärfähigen Alter diese Erkrankung unbemerkt durchgemacht und sind daher geschützt.
Bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft können schwere Missbildungen mit Gehirnschäden beim Ungeborenen entstehen. Durch eine Blutentnahme zu Beginn der Schwangerschaft können wir frühzeitig feststellen, ob bereits Antikörper gegen Toxoplasmose gebildet wurden.
Bei fehlender Immunabwehr sollten weitere Kontrolluntersuchungen folgen (noch 2 Kontrollen, in der 20. Und 30. SSW).

B)  ß-Streptokokken-Abstrich:

Bei 20 – 36% der schwangeren Frauen finden sich Streptokokken der Gruppe B im Genitalbereich. Diese Bakterien sind normalerweise harmlose Besiedler der Vaginalschleimhaut.

Schwangere können allerdings bei der Geburt das Neugeborene damit infizieren.

Als Folge davon können beim Kind kurz nach der Geburt oder nach 1 – 6 Wochen schwere Infektionen auftreten. Die Frühinfektion geht mit Blutvergiftung (Sepsis), Lungen- und Hirnhautentzündung einher. Mit neurologischen Schäden und Langzeitfolgen ist bei dieser frühen Form ebenfalls zu rechnen.

Aus diesen Gründen hat die Fachgesellschaft der Deutschen Gynäkologen Empfehlungen zur Vorbeugung gegen diese so genannte neonatale B-Streptokokkeninfektion gegeben.

Eine einfache Abstrichuntersuchung zwischen der 35 – 37. SSW um ein Infektionsrisiko für das Kind währende der Geburt auszuschließen bzw. zu minimieren.

Weitere Informationen:

https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/infektionen-und-schwangerschaftsspezifische-erkrankungen/infektionserkrankungen/

C) Durchführung eines erweiterten Schwangerschaftsdiabetes- Screenings (75g oGTT)

Gestationsdiabetes (GD) ist neben den Blutdruckerkrankungen die häufigste Schwangerschaftskomplikation.

Ca. 5% aller Schwangeren haben einen GD, Tendenz steigend.

In den Mutterschaftsrichtlinien wird ein „kleiner“ Suchtest (50g oGTT=orale Glucosetoleranztest) angeboten und somit von den Krankenkassen auch bezahlt.

Hauptproblem ist, dass in den geburtshilflichen Leitlinien der Fachgesellschaften, dieser Test nicht als sinnvoll eingestuft wird und >30% der Gestationsdiabetiker übersehen werden !

Der „große“ Diagnosetest(75g oGGT) wird dort für ALLE Schwangeren empfohlen.

Da dies aber nicht in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen wurde, ist dieser „große“ Test leider eine IgeL-Leistung.

Weitere Informationen:
https://www.g-ba.de/downloads/17-98-3215/2012-03-03_Merkblatt%20Schwangerschaftsdiabetes.pdf